Kais Fenster

Dieses eine spezielle Fenster wird von uns nur noch "Kais Fenster" genannt. Doch wie ist es dazu gekommen?

Angefangen hat alles mit Gregor. Er wollte in der obersten Wohnung, also im 3. OG, ein Fenster in die Südwand des Hauses neu einlassen. Nun muss man hier ehrlich gestehen, dass ich (Katharina) davon überhaupt nicht begeistert war. Ich sah eine Menge Arbeit für eine kleine Öffnung, welche dem Raum keine grössere Aufwertung geben würde. Wir sind uns in unserem Team nicht immer einig; verschiedene Vorstellungen treffen aufeinander. So auch in diesem Fall. Aber ein gutes Team zeichnet sich nicht durch die harmonische Übereinstimmung der Ideen und Vorstellungen aus, sondern dadurch, wie Differenzen oder Meinungsverschiedenheiten angegangen und geklärt werden. Im Fall Südfenster hat sich Gregor durchgesetzt. Seine absolute Sicherheit über den positiven Raumeffekt, hat mein eher kleines Argument von "viel Arbeit" (was uns eigentlich auch noch nie von etwas abgehalten hat) bei weitem übertroffen. Zudem musste ich nach längeren Gesprächen eingestehen, dass meine Angst, in eine 70 cm dicke Steinmauer  ein "Loch" zu hacken, meine Meinung beeinflusst hat. Ich habe keinerlei Wissen, Knowhow oder Strategie über so ein Vorhaben. Doch Gregor hat all dies...und da kommt Kai ins Spiel.

Gregor ist der Zimmermann im Team. Er ist die Person, welche über den Bau, die Abläufe, die Materialien, die Statik und alles zu diesem Thema weiss. Kai ist handwerklich geschickt, hat ein wenig Erfahrung, kommt aber eigentlich aus der IT Branche. Gregor hat das Wissen und Kai den Willen, dieses Fenster in Eigenarbeit fertigzustellen. Die beiden sprechen sich ab, diskutieren lange über die Grösse, den genauen Ort des Fensters und über die Vorgehensweise. Gesagt getan: Die beiden Männer beginnen. Als erstes wird am oberen Rand des zukünftigen Fensters die Mauer auf der Innenseite der Wand bis zur Mitte entfernt. Dabei werden die freischwebenden Steine mit Holzstücken abgestützt. Wenn das Loch gross genug ist, wird ein Holzbalken als Träger eingezogen.  Anschliessend machen sie das Ganze von aussen.

Nun kann die Arbeit in der Mauer unter dem Balken weiter gehen. Stein für Stein wird das Loch vergrössert. Dabei muss besonders darauf geachtet werden, dass die Steine nicht "aus dem Fenster" auf des Nachbarn Dach fallen. Wirken Steine in einer Mauer klein und sehen nach "nicht so viel" aus, ändert sich das sehr schnell, werden sie aus der kompakten Wandform genommen. Ein grosser Steinhaufen, mit Steinen bis zu 40 Kilo, muss vom dritten Stock nach unten getragen werden.

Die entfernten Steine lassen das Loch eher wie ein Tunnel als wie ein Fenster aussehen. Daher wird seitlich aus Holzlatten ein Gerüst in die grosse Öffnung gebaut und als Sims ein Granitstein gelegt. Die Seiten und die Löcher unter dem Granitsims werden nun mit Mörtel ausgefugt. Um einen schönen Abschluss zur Innenwand zu ermöglichen, kommt erneut der Hanfkalk zum Zug. Damit wird, wie bei den Originalfenstern eine Fensterlaibung erwirkt. Am Schluss werden der Fensterrahmen und die Fensterflügel eingebaut. Weiss man es nicht, erkennt man nicht, dass dieses Fenster im Gegensatz zu den anderen erst seit kurzem existiert.

Die ganze handwerkliche Arbeit und vor allem das Durchhaltevermögen und die Begeisterung für dieses Fenster sind Kai zu verdanken. Durch ihn wurde dieses kleine Projekt Wirklichkeit. Genau deshalb heisst dieses neue Fenster eben "Kais Fenster".  Danke lieber Kai; das Fenster ist superklasse!

Ich muss hiermit eingestehen, dass ich unglaublich froh bin über die Durchsetzungskraft von Gregor. Das neue Fenster ist eine absolute Wohlfühlsteigerung und hat eine atemberaubende Aussicht. Danke Gregor.